Rund sieben Millionen Euro soll ein Paar aus Weiden zusammen mit sechs weiteren Personen unrechtmäßig erwirtschaftet und veruntreut haben. Auf Grundlage eines Durchsuchungsbeschlusses des Amtsgerichts Weiden wurde das Haus des Ehepaares am Dienstag von der Polizei durchsucht. Der Mann und die Frau sowie eine weitere Person kamen wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in Untersuchungshaft. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden mit.
Die fünf weiteren Personen, gegen die ermittelt werde, befinden die sich demnach aktuell auf freiem Fuß. Vermutlich sei der Kreis der Beteiligten aber noch größer, so der leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer.
Opfer bemerken Unstimmigkeiten auf Gehaltsnachweis
Mit ihrer Masche sollen die Tatverdächtigen ihren Opfern seit 2018 über das Internet angebliche Kreditverträge verkauft haben. So sind die Kunden unbewusst zu Mitgliedern der Genossenschaft geworden. Laut Oberstaatsanwalt Schäfer seien Mieter nicht zu Schaden gekommen.
Die ausgefüllten Formulare sollen die Tatverdächtigen dann bei den Arbeitgebern ihrer Opfer vorgelegt und so die Auszahlung vermögenswirksamer Leistungen an die Genossenschaft erwirkt haben. Der Schwindel flog auf, als die Opfer den Abzug des Geldes von ihrem Gehalt für die Beteiligung bemerkten.
Mindestens 100 Leute haben Klage eingereicht
Die Taten stünden im unmittelbaren Zusammenhang mit einer deutschlandweit tätigen Wohnbaugenossenschaft mit mehr als 12.000 Mitgliedern mit Sitz in Weiden. Bisher haben laut Schäfer mindestens 100 Personen eine Klage eingereicht. Je nach Verlauf der Ermittlungen könnten es aber noch deutlich mehr werden.
Das durch den mutmaßlichen Betrug erlangte Geld wurde den Angaben nach nicht für die Anschaffung von Immobilien verwendet. Deshalb werde auch wegen Veruntreuung gegen die mutmaßlichen Täter ermittelt.
Deutschlandweit 30 Häuser und Wohnungen durchsucht
Auf der Durchsuchungsliste standen deutschlandweit 30 Wohnungen und Häuser – unter anderem in Nürnberg, Forchheim, Hannover und Berlin. Hierbei wurden neben mehreren Autos, auch zahlreiche hochwertige Uhren, Bargeld und Kryptowährung sichergestellt. Außerdem beschlagnahmten die Beamten eine große Menge elektronisch gespeicherter Daten sowie Unterlagen in mehr als 60 Umzugskartons. Die Staatsanwaltschaft Weiden ermittelt seit 2020 in dem Fall.